15. Dezember 2020
DrupalCon Europe 2020: Kann das virtuelle Event mithalten?
Die Perspektive eines Drupal-Veteranen
Wie allgemein bekannt ist, wurde die DrupalCon Barcelona 2020 aufgrund der Covid-19 Pandemie zur DrupalCon Europe, wodurch das, was eigentlich Europas jährliches Drupal-Treffen sein sollte, zu eine virtuellen Event wurde. Gleich vorweg möchte ich sagen, dass der Aufwand, der in die Organisation dieser Veranstaltung geflossen ist, großartig war und das Ergebnis sich wirklich sehen lassen kann. Dennoch kann man nicht leugnen, dass die Erfahrung aus der Ferne nicht mit einem persönlichen Treffen vergleichbar ist. Als ein häufiger DrupalCon-Besucher möchte ich in diesem Artikel von meinen Erlebnisse erzählen.
Eine kleine Notiz über meine bisherige und aktuelle DrupalCon Erfahrung
Ich besuche die europäischen DrupalCons seit 2012 in München, wobei die diesjährige Ausgabe meine insgesamt DrupalCon ist. In den ersten drei Jahren war ich erstaunt über die großartigen Redner*innen, ihre Präsentationen und wie viel es noch zu lernen gab. Ich besuchte so viele Sessions wie möglich und verbesserte dabei meine eigenen Drupal-Kenntnisse erheblich.
Gegen Ende meines vierten Jahres hatte ich das Gefühl, dass ich die meisten Themen bereits gesehen hatte, und obwohl ich immer noch an vielen Sitzungen in Barcelona teilnahm, begann sich mein Schwerpunkt darauf zu verlagern, die Leute zu treffen, die ich im Laufe der Jahre kennenlernen durfte und gemeinsam am Code zu arbeiten. Im Jahr darauf, zur DrupalCon Dublin, nahm ich all meinen Mut zusammen und ging selbst auf die Bühne, um etwas von dem Wissen weiterzugeben, das ich so eifrig angesammelt hatte.
In den folgenden Jahren hatte ich das Glück, weiterhin als Redner eingeladen zu werden, und nahm selbst kaum noch an Sitzungen teil, da sich mein Schwerpunkt immer mehr darauf verlagerte, mich zum Austausch zu treffen, anstatt mich zurückzulehnen und zu lernen. Die einzigen Vorträge, die ich noch besuche, sind die, die mich persönlich sehr berühren oder die von Leuten gehalten werden, denen ich gerne auf der Bühne zuschaue.
Nachdem das nun geklärt ist, wie habe ich die DrupalCon Europe 2020 wahrgenommen?
Die Sessions waren wirklich exzellent
Abgesehen von allem, was ich oben geschrieben habe, geht es bei der DrupalCon für viele immer noch um die Sessions, und in dieser Hinsicht war es eine fast makellose, reibungslose Erfahrung. Die OnAir-Plattform funktionierte großartig, abgesehen von ein paar kleinen technischen Störungen links und rechts, und die Botschaft kam definitiv gut an. Ich wage sogar zu behaupten, dass einige der Tools für Diskussionen und Fragen und Antworten eine echte Verbesserung gegenüber dem waren, was wir als Besucher*innen normalerweise gewohnt sind.
Eine persönliche Enttäuschung war allerdings, dass man als Redner sein Publikum nicht sehen und somit den Raum überhaupt nicht einschätzen konnte. Ebenso war es für mich als Zuhörer, der gerne sieht, wie die Leute präsentieren, ein wenig unangenehm, eine Sitzung zu verfolgen, ohne die Körpersprache des Vortragenden zu sehen.
Der Networking-Aspekt konnte leider nicht überzeugen
Zuerst möchte ich klarstellen, dass dies in keiner Weise ein Seitenhieb auf die Leute ist, die so viel Mühe und Arbeit in die Organisation der DrupalCon gesteckt haben. Aber als jemand, der das ganze Jahr über aus der Ferne arbeitet, ist meine DrupalCon-Woche normalerweise ein schöner Tapetenwechsel, und das war dieses Jahr einfach nicht drin. Alle über Zoom zu sehen, fühlte sich wie eine Fortsetzung meines bisherigen Jahres an und der Ersatz für improvisierte Meetings namens Hallway Tracks war nur ein kleiner Notnagel.
In ähnlicher Weise waren auch die Ausstellungen digital, und anstatt durch eine Ausstellungshalle zu schlendern und einen Blick darauf zu werfen, musste man sich manuell in jede einzelne Ausstellung einwählen. Ich kann mir vorstellen, dass das für die Introvertierten unter uns sehr abschreckend gewesen ist.
Die Anwesenheitsquote wirkte viel geringer
Auf der OnAir-Plattform kann man genau sehen, wie viele Personen eine Session oder eine Keynote verfolgen und es hat mich etwas enttäuscht, dass bei den Sitzungen, bei denen ich anwesend war, teilweise nur 10 bis 20 Personen im „Publikum“ waren. Und selbst bei der Driesnote sind es nur etwa 450 Personen gewesen.
Ich kann mir vorstellen, dass viele Leute einfach kein Interesse daran hatten, an einer virtuellen Konferenz teilzunehmen. Denn wenn man noch zu Hause ist, kann man leicht in die logische Falle tappen: „Wenn man sowieso zuhause ist, kann man auch noch arbeiten, die Kinder abholen usw.“, und das scheint mir einfach kein guter Deal zu sein, für den man den vollen Preis zahlen muss.
Zusammenfassung
Wer die DrupalCon wegen der Sessions besuchen möchte, der hat vielleicht sogar mehr von einer Remote-DrupalCon als von einer Präsenzveranstaltung. Finanzielle, logistische und persönliche Barrieren werden gesenkt, so dass die Sitzungen und BoFs für ein breiteres Spektrum von Personen zugänglich sind.
Wer „wegen des Codes gekommen und wegen der Leute geblieben ist“, bekommt aber vielleicht nicht das, was sich erhofft wird: Die Ausstellungshalle ist nur eine Hülle dessen, was eine physische Version bieten kann, und es gibt kein wirkliches Zusammentreffen oder abendliche Drinks.
Ich hoffe, dass die Pandemie im nächsten Jahr weniger ein Spielverderber sein wird und wir wieder eine persönliche Konferenz abhalten können. Die Vorteile der Tools für Besucher*innen der Sessions sollten jedoch nicht verloren gehen. Wir sollten vielmehr nach Möglichkeiten suchen, diese zu übernehmen, um das Beste aus beiden Möglichkeiten zu kombinieren und damit für alle eine unvergessliche Erfahrung auf der DrupalCon Europe zu erreichen.